Wer war es – Dachs oder Sau?

 

Wenn im Herbst der Mais geerntet wird, stehen Landwirte wie Jäger nicht selten vor einer bösen Überraschung: im Mais werden Wildschäden sichtbar, die von außen nicht zu sehen waren - niedergerissene Maisstengel und angefressene Maiskolben. Bei großen, niedergetrampelten Flächen waren meist Wildschweine die Verursacher, aber auch Dachse fressen gerne milchreifen Mais. Doch die Fraßbilder lassen keine eindeutige Zuordnung zu dem wahren Verursacher zu, wie ein von uns im Tierpark Olderdissen (Bielefeld) durchgeführter Fütterungsversuch mit Wildschweinen gezeigt hat.

 

In Jägerkreisen kursieren die unterschiedlichsten Vorstellungen davon, welche Spuren Wildschweine im Mais hinterlassen. Auch unter Wildbiologen und Schwarzwildexperen mag man sich kaum festlegen, an welchen Merkmalen am beschädigten Mais die Handschrift des Schwarzwildes unzweifelhaft zu erkennen ist. Kein Wunder, denn die Wildschweine fressen nicht nach Schema F. Stattdessen verhalten sie sich - zumindest in unserem Versuch - sehr indifferent.

 

Für den Fütterungsversuch wurden etwa 30 beinahe reife Maispflanzen mit dem Spaten aus einem Feld ausgegraben und in drei Reihen in das Wildschweingehege „gepflanzt“. Anschließend wurden die 9 Wildschweine, darunter Keiler und Bachen mit Frischlingen, auf den Mais „los gelassen“.

 

Auf die unverhofft in ihrem Gehege stehenden, für die Schweine bislang unbekannten Maispflanzen reagierten die Schweine sehr unterschiedlich: manche näherten sich vorsichtig, um mit gezieltem Biss in den Kolben die Pflanze umzureißen. Andere drückten die Stengel mit ihrem Körper zu Boden, einzelne traten die Pflanze mit dem Fuß um oder bissen den Stengel unterhalb des Kolbenansatzes durch, um sich mit dem oberen Pflanzenteil zum Fressen zurückzuziehen. Lag der Kolben erst einmal am Boden, wurden zunächst an einer Stelle die Hüllblätter abgebissen bzw. -gerissen, woraufhin umgehend mit dem Fraß begonnen wurde. Dabei schaben die Schweine die Maiskörner mit den Unterkieferschneidezähnen von der Spindel, die Bewegung des Kiefers von unten nach oben führt den Mais direkt in die Mundhöhle. Auch bei dem eigentlichen Fressen konnten diverse Praktiken beobachtet werden: manche Kolben wurden schon nach wenigen Bissen links liegen gelassen, um sich einen frischen Kolben zu suchen, andere Spindeln wurden bis auf das letzte Korn abgenagt, indem die Tiere mitunter mit ihren Hufen auf die Spindel traten, um sie zu fixieren. Auf diese Weise hinterlassen die Schweine die unterschiedlichsten Formen abgefressener oder teils angefressener Kolben, wie die Bilder zeigen. Spindeln wurden übrigens nicht mitgefressen. Besonderer Dank für die freundliche Unterstützung gilt dem Tierpark Olderdissen!

 

Zum Artikel aus dem Wochenblatt finden sie hier.



eine Bache schabt die Spindel ab
spiralförmiges Fraßbild
Spindel teilweise abgenagt
Spindel vollständig abgefressen

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